DER AUSBAU IM DETAIL
10. Februar 2019DIE PFORTE DES ORIENTS
6. März 2019
Verfasst von Markus Roepke
Sonntag, 17.2.2019: Abfahrt in Tutzing nach einer ausgiebigen Brotzeit mit vielen Freunden um 14:30.
Ja, es geht jetzt tatsächlich los!
Wir hatten vorher keine Chance für einen echten Test und hoffen nun, dass Alles so funktioniert, wie gedacht und gewünscht. Am frühen Sonntagnachmittag ist die Autobahn in Richtung München leer, der Mittlere Ring ebenfalls und auch auf der A8 nach Salzburg geht’s gut voran. An der Grenze kaufen wir die Vignetten für Österreich und Slowenien. Dazu kommen dann noch die Tunnelmaut für den Tauerntunnel und den Karawankentunnel. Schon mal über 40€ für eine relativ kurze Strecke. Da lobe ich mir die Schweiz, wo eine Jahresvignette inklusive aller Tunnel und Pässe nur 38€ kostet!
Es wird früh dunkel, aber auf der exzellenten slowenischen Autobahn rollt es sich gut in die Nacht. Kurz vor der Grenze zu Kroatien findet die App park4night einen Stellplatz bei einem Freizeitpark mit Thermalbad und Hotel. Im Sommer sicher ganz schön, jetzt nur winterliche Tristesse im Ost-Look. Aber nachdem wir die Hoteltoiletten genutzt haben, schlafen wir ruhig und sicher auf dem fast leeren Parkplatz. Uuups – am nächsten Morgen um 7 Uhr ist der Parkplatz plötzlich voll! Kaffee und Katzenwäsche und weiter geht’s zur ersten Grenzerfahrung. Ja, wir EU-Bürger kennen ja fast keine Grenzen mehr und Geldwechsel ist ebenso ein Fremdwort. Also beantworten wir brav die Fragen vom Zoll und der Grenzpolizei und zeigen, was sich so unter der Matratze und in den Kisten verbirgt.
Durch Kroatien geht es gut durch, fleißige Menschen sammeln neben der Autobahn den ganzen Müll ein. An der Grenze zu Serbien das gleiche Spiel mit Zoll und Polizei – jetzt sogar bei der Ausreise und bei der Einreise. Dafür bekommen wir Stempel in unsere Pässe. In Belgrad treffen wir um 14:00 meinen alten Bekannten Predrag, der vor Jahren mit mir den Vertrieb in Ex-Jugoslawien aufbaute und wir seitdem regelmäßigen Kontakt über LinkedIn pflegen. Nach einer interessanten Stadtführung durch das ziemlich herunter gekommene Belgrad saßen wir bis zum Sonnenuntergang am Donauufer.
Da wir noch Energie hatten, sind wir dann nochmal weiter gefahren und kamen so bis an die Grenze zu Bulgarien. Wiederum fand sich ein Stellplatz über park4night, der jedoch verlassen und schmuddelig war aber dann vielleicht doch noch 25€ gekostet hätte. Wir fanden also einen LKW-Stellplatz mit Restaurant, Toilette und netten Wirtsleuten, was vollkommen ausreichte. Allerding war es nachts dann unter Null Grad und wir mussten morgens das Eis von der Scheibe kratzen.
Der Grenzübergang für PKW war leer, aber die LKW stauten sich über viele Kilometer. Als wir bei der Kontrolle ankamen, war die erste Ansage vom Zöllner: „LKW hinten anstellen!“ Nach kurzer Diskussion, vorzeigen der Fahrzeugpapiere (seit einer Woche Wohnmobil ☺) und einem Blick in die gemütliche Wohnwelt hat er uns dann doch bei den PKW abfertigen lassen. Wo die letzten Kilometer der serbischen Autobahn ein Traum waren, holte uns die Realität nach der Grenze ein: Schlaglochpiste schlimmster Art auf den ersten 30 Kilometern. Dann gings zügig nach Plowdiw, der Kulturhauptstadt Europas 2019. Aber wir hatten das Gefühl, dass weder die Stadtverwaltung noch die Bürger von Plowdiw das wissen – nirgendwo Hinweise, keine Tourist-Info weit und breit und besonders herausgeputzt war die auch nicht. immerhin sind wir auf den höchsten Hügel der Stadt gewandert und haben das Soldatendenkmal bewundert, welches höher und größer ist als das des letzten Königs von Bulgarien. Da wir in einem Restaurant dann dummerweise nicht das Mittagsmenü wählten, haben wir fast eine Stunde auf unsere Grillspezialitäten gewartet. Und ganz ehrlich: 1200 gr. Chickenwings ist eine verdammt große Portion. Satt aber etwas enttäuscht sind wir dann weiter nach Burgas am Schwarzen Meer gefahren. Sonnenuntergang über der Lagune von Burgas – schon sehr schön, auch wenn das Wasser und das Ufer voll von Plastikmüll war. Gruselig und sehr drastisch-plastisch erlebbare Umweltsünden.
Konsequent haben wir dann später im Supermarkt unser Gemüse nicht in kleinen Plastiktüten zur Kasse getragen. Park4night zeigte uns einen schönen Schlafplatz an der Küste, den ich aber spätabends nicht anfahren wollte, da die Teerkante fast kniehoch war und dann auch noch zwei riesige Schlammlöcher folgten. Das musste nicht sein, in der dritten Nacht das Zentraldifferenzial aufreißen und dann auch noch im Schlamm versacken. Aber an der nachts völlig leeren Küstenstraße fanden wir dann doch noch ein lauschiges Plätzchen direkt am Sandstrand. Und dann gab es auch noch Vollmond über dem Meer für uns. Also hat Magdalena das erste Mal ihr Stativ aufgebaut und mit langen Belichtungszeiten traumhafte Stimmungsbilder eingefangen.
Am nächsten Tag auf dem Weg zur türkischen Grenze wurde uns klar, warum dort fast keine Autos unterwegs waren: Ein richtig fiese Schlaglochpiste teilweise noch mit Schneeresten hat uns die Bilanz verhagelt: 14l Verbrauch bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp 40km/h. Desinfektionswanne, durch die jedes Auto durchfahren muss und natürlich überall Fotografierverbot. So weit, so gut – bis wir dann zum türkischen Grenzposten kamen. Dort durften wir alle Kisten ausräumen, die Regale wurden durchsucht und ziemlich verständnislos die Box mit Hygieneartikeln inspiziert. Aber das beste kam zum Schluss: Victor musste durch einen mobilen Röntegenscanner, wobei dann der Kühlschrank und der Safe noch nachkontrolliert wurden. Nach einem finalem Abschlussgespräch und meiner eidesstattlichen Erklärung,
dass wir keine Drogen dabei hätten erfuhren wir am Rande, dass der Chef der Zollbehörde mit einer Delegation vor Ort war und sich über die Arbeit seiner Mitarbeiter informiert hat. Deswegen waren die Grenzbeamten wohl so pingelig. Aber nach einer guten dreiviertel Stunde waren wir durch und konnten eine wunderbar flowige Schnellstraße zur Autobahn im Tal runterrauschen. Was Magdalena sofort auffiel, war die Omnipräsenz der Minarette – haben wir auch an jeder Ecke Kirchtürme?
Im Feierabendverkehr fuhren wir dann nach Istanbul und landeten nach einem falschen Abbieger mitten im Chaos von Sultanhamed, dem quirligen Viertel am Goldenen Horn. Toller Einstieg in die türkische Fahrweise jedenfalls ☺. Einmal im Kreis gefahren waren wir dann auch schon am Stellplatz angekommen. Zwischen Stadtautobahn und Bahngleisen gelegen wird das Vereinsheim des dortigem Fußballclubs an Wohnmobilisten sehr günstig vermietet. Duschen, WC, Küche, Waschmaschine und Strom inklusive. Von dort sind es zu Fuß etwa 20 min. zur Hagia Sofia, wobei das Stadtviertel von Handwerk, kleinen Läden und ganz normalen Mitmenschen geprägt ist und wir dort nicht dauernd angesprochen wurden. Sehr sympatisch also ☺.