IM LAND DER KURDEN
10. April 2019ARCHITEKTUR UND MEDIZIN
17. Juni 2019
Verfasst von Markus Roepke
Spät abends erreichen wir die Stadt Dorud und parken beim Bahnhof, denn wir wollen mit dem Zug die wohl spektakulärste Bahnstrecke des Iran befahren. Ein Ganztagesabenteuer mit Vollverpflegung und Unterhaltung im Zug für 3€ pro Nase in der 1. Klasse. Da die Strecke jedoch noch gesperrt ist und wir erst am übernächsten Tag um 5:45 fahren können, fahren wir die erste Strecke schon einmal mit Victor. Oberhalb von Bahnstrecke und Fluss schlängelt sich die einspurige Straße am Fels entlang mit atemraubenden Ausblicken und senkrecht abfallenden Rändern – ohne Begrenzung oder Markierung. Irgendwann wird aus dem Straße eine Schotterpiste und bald darauf ein Schlammpfad. Einheimische raten uns ab weiter zu fahren, aber die Spuren von normalen Reifen ermuntern uns, es weiter zu versuchen. Enge Serpentinen bei fast 15% Steigung und schlammigem Untergrund fordern den Allrad, die AT-Bereifung und zuletzt die letzten Kraftreserven von Victor – aber wir erreichen unser Ziel, das mehrbogige Eisenbahnviadukt bei Bisheh, das uns zu Recht an die Rhätische Bahn in der Schweiz erinnert. Es waren wohl die gleichen englischen Ingenieure, die Ende des 19. Jahrhunderts die Eisenbahnstrecken hier und in der Schweiz geplant und gebaut haben.
Die Bahnreise am nächsten Tag hat alles gehalten, was wir uns erwartet haben – nur Andimeshk am Ende der Strecke empfing uns als ehemalige Frontstadt mit militärischen Ehren und gesichtslosen Neubauten. Als besondere Gäste durften wir einen Großteil der Strecke auf dem Führerstand der Lok mitfahren und bald wusste der ganze Zug, wer wir waren und woher wir kamen. Spät abends lud uns dann noch „unser“ Bahnmitarbeiter zu sich und seiner Familie nach Hause ein.