GRENZERFAHRUNGEN TÜRKEI/IRAN
17. März 2019IM LAND DER KURDEN
10. April 2019
Verfasst von Markus Roepke
Nach einer ersten Nacht auf einer Raststation im Norden Irans kamen wir am 2. März in Tabriz an. Dort waren wir mit Mahmood, einem Freund seit Schweizer Vertriebszeiten verabredet, aber es stellte sich jedoch als gar nicht so leicht heraus, ihn auch zu finden, denn eine genaue Adresse hatten wir nicht und eine iranische Sim-Karte auch noch nicht. Nach dreimal um den Block fahren und ein bisschen Hupen fanden wir uns schließlich, dann gab es erst einmal Tee mit der Familie.
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Mahmood half uns dann, eine Sim-Karte zu besorgen, das Auto zu checken (die Motorleuchte brannte schon seit einer Weile) und zu Essen gab es vorzüglichen Kebab! Abends war die Familie dann nicht davon abzuhalten, uns in ihrem Wohnzimmer unterzubringen, also schliefen wir zum ersten Mal seit Beginn der Reise nicht im Bus.
Am nächsten Morgen und nach einem köstlichen Frühstück wollten wir uns aber dann doch ein Hotel suchen, was bei dem Verkehr gar nicht so einfach war, denn einmal falsch abbiegen kann da schon mal bedeuten, dass man 20 Minuten braucht, um wieder auf die richtige Strecke zu kommen. Nachdem wir Hotel und Parkplatz für Victor erfolgreich gefunden hatten, verabschiedeten wir uns von Mahmood und machten uns auf den Weg zum Basar. Dort trafen wir die sehr nette Englischlehrerin von Mahmood ´s Tochter samt zwei Freunden, die sich mit uns auf eine ausgedehnte Erkundungstour machten. (Bemerkung am Rande: Die 10-jährige Tochter Deniz spricht die regionale Sprache Azari, türkisch und natürlich Farsi – Englisch wird ihr dann das Tor zur Welt eröffnen.) Der Bazar von Tabriz ist ganz besonders schön mit seinen gemauerten Ziegelwänden und einer der größten und am besten sortierte Bazare im Iran. Auch kann man hier noch sehr gut die alten Ordnungsstrukturen nach Fachrichtung (Obst/Gemüse, Blechbearbeitung, Schmuck, etc.) erkennen. Besonders berühmt ist der Bazar für seine Teppiche, welche eine ganze Halle in Anspruch nehmen. Mittlerweile werden sogar Bilder gewebt und in prunkvollen Goldrahmen verkauft. Unser Lieblingsmotiv: Da Vincis letztes Abendmahl...
Von Tabriz aus ging es in westlicher Richtung nach Kandovan, einem Dorf, dessen Häuser überwiegend in den weichen Fels hinein gebaut wurden – ähnlich wie in Kappadokien in der Türkei. Die Bewohner leben nun überwiegend in normalen Häusern und nutzen die alten Felswohnungen als Ställe oder als Souvenirshops. Wir waren zusammen mit einer iranischen Familie die einzigen Gäste, aber das Dorf hat sich bereits auf einen großen Ansturm vorbereitet.
Wir fanden einen tollen Schlafplatz direkt am See bei einer ehemaligen Freizeitanlage mit Pavillons, Kiosken und Bootssteg fernab der Straße und der nächsten Dörfer. Doch wir wurden irgendwie argwöhnisch beobachtet und dann kam um 2:00 nachts die Polizei mit acht schwerbewaffneten Männern und wollte uns in die Stadt eskortieren, denn hier am See sei es „dangerous“ und böse Menschen würden uns entweder erschießen oder die Kehle durchschneiden, wie wir den Gebärden entnehmen konnten. Tja, das haben wir später dann mehrfach gehört: Der Iran sei absolut sicher und die Menschen besonders gastfreundlich, aber leider gäbe es genau hier an unserem gewählten Übernachtungsplatz Räuber und Banditen. Wir stellten uns also neben ein später angekommenes Paar aus den Niederlanden und verbrachten die restliche Nacht im Halbschlaf, aber ohne besondere Vorkommnisse bis uns am Morgen erneut „Polizei“ kontrollierte –in Zivil und im Zivilfahrzeug – der Ausweis nur in Farsi und uralt.
Weiter ging es dann nach Takht-e-Soleiman, einer alten Tempelanlage im Gebirge mit heißer Quelle in einem See, alles mit Schnee bedeckt und einem Dutzend Schneefüchsen, deren Augen im Licht unserer Lampen glitzerten. Der einsame Wachmann lud uns erst zum Tee ein, dann machte er eine Privatführung bei Nacht mit Scheinwerferbeleuchtung und bewachte uns schließlich per Videokamera von seinem Wachlokal aus. Am nächsten Morgen sind wir noch einmal bei Tageslicht durch die Anlage gegangen und anschließend sind wir ein paar Meter weiter gefahren. Dort steht so etwas wie ein steiler Vulkankegel, bald riecht es stark nach Schwefel und nach dem Erreichen des Kraterrands fallen wir aus allen Wolken: Vom Kraterrand, der gerade mal zwei Meter breit ist , unregelmäßig auf und ab geht und natürlich völlig ungesichert ist geht es gut 85m hinab! Und am Grund zeichnet sich noch ein Weg in größere Tiefen ab – mit meinen alten Höhlenfreunden hätte ich sofort den Abstieg gewagt, so aber bleibt uns der Blick in und über den Krater hinweg in eine grandiose Landschaft.