Grundsätzliche Überlegungen
Unser Victor ist Baujahr 2011 und somit schon ein moderner Diesel. Euro 5 mit DPF aber ohne AdBlue. Dafür einem komplexen Motormanagement. Dieses hilft natürlich, Sprit zu sparen und möglichst umweltfreundlich (Haha sag ich nur!) zu fahren. Laut Handbuch soll der Vito nur mit Eurodiesel und einem Schwefelgehalt von weniger als 50ppm betrieben werden. Laut diverser Tabellen hat der Diesel im Iran den höchsten Schwefelanteil mit mehr als 1000ppm. Somit besteht die Gefahr, dass sich irgendwann der DPF zusetzt und somit das Fahrzeug steht. Wer nicht mehr nach Deutschland zurückkehrt, entfernt den DPF und programmiert die Software um. Aber damit verliert man die Zulassung.
Meine Strategie soll also sein: 80l Eurodiesel als Reserve mitnehmen und nach jeder zweiten Tankfüllung 20l davon in den Tank und mal bei Vollgas den DPF freiblasen.
Zusätzlich ist noch ein Delphi-Filter eingebaut und ich habe Filterpatronen dabei. Um die Ventile und die Einspritzpumpe zu schonen, bekommt Victor zusätzlich Zweitaktöl im Verhältnis 1:200 beigemischt. Soll helfen…
Nach 2000 km im Iran sieht es aus wie folgt:
- Der Diesel stinkt erbärmlich und der Vito raucht manchmal blauschwarz hinten raus
- Der Motor läuft noch. Ab und zu schaltet das Notlaufprogramm ein und reduziert Leistung und Drehzahl. Irgendwann leuchtet dann auch die entsprechende Leuchte auf und geht auch wieder aus. Ein Reset über die OBD hilft nur kurzfristig und das spare ich mir jetzt.
- Wir wollen weiterkommen, also fahren wir dann mal 50km mit reduzierter Leistung. Nach einem kurzen Stopp und am nächsten Tag sowieso ist dann alles wieder in Ordnung und die volle Leistung ist da.
- Dann fahre ich mit warmem Motor mal 30 Minuten mit Maximaldrehzahl und fühle mich danach richtig gut. Ich glaube, dass sparsames Fahren und viel Schubbetrieb einfach den Filter früher zusetzen lässt. Und wenn mein Durchschnittsverbrauch jetzt gut 1,5 Liter höher ist, als zuhause – sei´s drum.
Diesel an Tankstellen bekommen
Nachdem tatsächlich nur die LKW hier mit Diesel fahren, gibt es nicht immer und überall Diesel zu kaufen. Wenn man über die Türkei einreist, wo es alle 5 km eine Tankstelle „mit Allem“ gibt, ist das erst einmal gewöhnungsbedürftig. Auch deshalb macht es Sinn, zumindest 20l als Reserve dabei zu haben.
Unsere Erfahrung ist, dass es an den Ausfallstraßen rund um die Städte Diesel gibt. Bei großen Städten an jeder Ausfallstraße, bei kleineren eventuell nur eine am Ortsein- bzw. ausgang. Am besten erkennt man eine Dieseltankstelle an dort parkenden LKW denn sie sind für die großen US-Sattelschlepper von Mack oder Vanderbildt ausgelegt.
Die nächste Herausforderung ist, dass Diesel nicht frei verkäuflich ist. Man benötigt eine Tankkarte, die in ein Lesegerät eingesteckt wird und über einen Code dann die Zapfsäule freigibt für soviel Diesel, wie eben auf der Tankkarte als Guthaben verfügbar ist. Der Tankwart hat so eine Karte, gibt aber ungern auf sine Karte Diesel an Fremde. Aber er hilft dabei, unser Problem den LKW-Fahrern zu vermitteln. Dann klappt es super mit den LKW-Fahrern, die schnell kapieren, was uns fehlt. Manchmal bekommt man zwar nur einen Rest von ein paar Litern, manchmal 30l oder gleich eine ganze Füllung. Denn den Fahrern, die locker mal 700 Liter tanken sind dann unsere 70 Liter auch egal. Und ganz nebenbei bemerkt: Wenn wir auf die Karte der LKW-Fahrer tanken, zahlen wir den offiziellen Preis von aktuell 300 Rial pro Liter. Der Tankwart jedoch hat das Recht oder die Pflicht, den Preis bei Freiverkauf auf 600 Rial zu verdoppeln. Bei dem heutigen Wechselkurs von 1€ = 150´000 Rial kostet der Diesel also 2 bzw. 4 Cent pro Liter.
Also, wenn wir ohne Schäden und größere Probleme etwa 12´000 km im Iran fahren, dann ist das doch ganz ok. Trotzdem habe ich manchmal Sehnsucht nach meinem 2,4l Vorkammerdiesel von 1980, der nicht ganz so heikel mit fremdem Sprit war.
Ach ja: AdBlue gibt es bis zu Grenze in der Türkei flächendeckend, hier im Iran habe ich noch keine Kanister gesehen.
Sonstiges
Ich habe für einen geplanten Ölwechsel 7 Liter gutes Öl dabei. Hätte ich mir sparen können! LiquiMoly gibt’s hier und Total in allen Viskositäten und Normen. Eventuell ein eigener, passender Ölfilter und das reicht dann auch. Mein Sohn sagte vor der Reise so treffend: Du musst nicht Alles mitnehmen. Wenn du etwas brauchst, dann kaufe es einfach vor Ort. Klingt banal und unerfahren, stimmt aber. Manchmal habe ich das Gefühl, durch die Einzelhandelsstruktur und viele kleine Dienstleistungsbetriebe ist die Auswahl um ein Vielfaches größer als bei uns, wo die großen Ketten den Markt und den Preis bestimmen. Trotzdem habe ich noch ein Paar Bremsbeläge dabei, denn es geht fast täglich einige tausend Höhenmeter rauf und wieder runter. Und wenn dann der Service fällig ist, findet sich eine Werkstatt sofort.