Hier haben wir ein paar nützliche Tipps für alle zukünftigen Iran-Reisenden zusammengefasst:
Wenn man sich der Grenze nähert. sollte man auf alle Fälle immer die PKW-Spur nutzen, auch wenn manches Wohnmobil – so wie unser Victor – nach Lieferwagen/LKW aussieht.
Ausreisen aus der Türkei ist mit etwas Bürokratie verbunden. Deshalb bieten Schlepper ihre Dienste an, was ganz schön nerven kann. Also, zuerst wird das Fahrzeug für den Ausreisevorgang ca. 500m weit vor der Grenze registriert und dann fährt man in den abgesperrten Bereich ein. Wir hatten dann zwei Grenzpolizisten an Bord, die die Strecke einfach mitfahren wollten. Tja, die Macht der Uniform …
Dann schaut sich der Zoll das Fahrzeug mehr oder weniger genau an, meist mehr aus Neugier denn um verbotene Gegenstände zu finden. Danach wird der Pass gestempelt und ggf. das Fahrzeug aus dem Pass ausgetragen. Der Grenzzaun hat zwei Tore, am ersten (türkischen) muß man nochmals die Pässe zeigen und das Fahrzeug wird endgültig ausgeführt. Dann öffnet sich das türkische Tor.
Dann wird die iranische Seite aktiv und öffnet ihr Tor und man darf die Grenze überfahren. Die erste Fahrzeugkontrolle durch das Militär ist sehr oberflächlich, beschränkt sich auf die Frage nach Alkohol und endet nach einer Minute mit einem herzlichen „Welcome to Iran“. Dann parkt man am Rand und jeder Reisende geht mit Pass und Visum zur Passkontrolle. Und schon wieder tauchen Schlepper auf, die auf Englisch ihre Hilfe aufdrängen wollen. Trotz eines vielfachen „No, thank you“ führen sie uns von Station zu Station und verteidigen ihre „Beute“ sehr energisch gegen andere Schlepper. Das neue vollelektronische Visum funktioniert einwandfrei und nach zwei Minuten ist auch das erledigt. Nun wird es komplizierter, da weder die Zöllner noch der Sachbearbeiter für das Carnet de Passage (CdP) englisch sprechen und die Schlepper als inoffizielle Dolmetscher fungieren. So müssen die offiziellen Repräsentanten kein englisch lernen und für das Aus/Einkommen der Schlepper ist gesorgt. Outsourcing auf unsere Kosten…
Das geht soweit, dass die Offiziellen unsere Papiere (Pass, Fahrzeugschein, CdP) immer den Schleppern aushändigen wollen und ich mehrfach dazwischen greifen musste, um Herr meiner Papiere zu bleiben. Als wir dann doch noch eine Kopie unserer Visa benötigen, zeigt sich, wie durchdacht das System ist: Der Kiosk vor Ort macht gerne Kopien, verweigert aber die Annahme von Euro oder Dollar, sondern will Rial und verweist auf den Schlepper, der auch Geld wechselt. Allerdings zu seinem Traumkurs von 1:100´000. Da der Bankkurs bei 1:50´000 liegt, klingt das Angebot zunächst verlockend. De reale und offizielle Marktkurs bei Wechselstuben liegt jedoch aktuell bei 1:150´000, was dann das Wechselangebot des Schleppers in einem anderen Licht erscheinen lässt. Der Kioskbesitzer schreit immer noch lautstark nach Rial und ich fühle mich wie ein ertappter Zechpreller. Also springt dann doch der Schlepper ein und zahlt ein paar Rial für uns. Inzwischen ist das CdP korrekt ausgefüllt und abgestempelt und ich halte alles fest in meinen Händen inklusive eines Laufzettels, der plötzlich dabei ist. Ich versichere mich beim Zöllner, dass nun alles erledigt ist und wir einreisen können. Auf dem Weg zum Fahrzeug nutzt der Schlepper seine letzte Chance! Noch einmal versucht er es mit Geldwechsel, dann kommt das Stichwort „Versicherung/Insurance“ und zuletzt will er seine Rial erstattet bekommen. Final muss er sich mit 10 TL zufrieden geben, also gut 1,50 € für zwei Kopien.
Am letzten Tor müssen wir noch den ominösen Laufzettel abgeben und schon sind wir im Iran. Das ging dann in etwa so schnell wie ich jetzt für diese Zeilen brauchte: 45 Minuten all inclusive.
Doch wir sollten ja noch eine Versicherung abschließen, da der Iran leider nicht mehr mit der Grünen Karte abgedeckt ist. Im Büro der Iran-Insurance 500 m weiter sind zwei nette Damen, die sich alle Informationen für die Versicherung selbständig aus dem Fahrzeugschein holen und mir anschließend auf dem Taschenrechner einen Betrag von 39’000’000 präsentieren. Rial oder Toman? Rial ist die Währung, aber aufgrund der vielen Nullen sagt man oft Toman, das ist dann eine Null weniger – also 10 Rial = 1 Toman.
Beim Umrechnen in Euro kommen jedenfalls 260 € für zwei Monate heraus. Das erscheint mir sehr viel, aber andere Reisende berichten von 50 US$ für vier Wochen. Naja, es geht ja eh nicht anders. Während wir noch den Versicherungsschein einsortieren und die Euros verpacken kommt die Dame nochmal raus zu uns und bittet mich ins Büro. Hat sie vielleicht noch eine weitere Gebühr vergessen zu berechnen? Ganz im Gegenteil: Sie hat das Spiel mit den Null-Nummern nicht ganz drauf und somit kostet die Versicherung nur noch 26€ für unseren Victor. Das nenne ich mal korrekt und mit einem herzlichen „Welcome to Iran“ werde ich ein zweites Mal verabschiedet.